Hier beginnt der Hauptinhalt dieser Seite

Die Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration Untertitel

Welche Alternativen gibt es?

Ersatzmethoden zur chirurgischen Kastration

Zurzeit ist die Jungebermast mit oder ohne Impfung gegen Ebergeruch eine Alternative zur chirurgischen Kastration.

Jungebermast

Die Mast von intakten Jungebern ist aus Sicht des Tierschutzes die am wenigsten umstrittene Methode, weil die Kastration bzw. Eingriffe gänzlich entfallen. Vorteile aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind der Wegfall des Aufwands für die Kastration und der nachoperativen Tierverluste bzw. Leistungseinbußen sowie eine bessere Futterverwertung und ein höherer Magerfleischanteil der Schlachtkörper. Die vermehrten Aggressionen der Jungeber korrelieren positiv mit der Wachstumsrate und der Futterverwertung. Somit werden durch die Jungebermast höhere Anforderungen an die Haltungseinrichtung und das Management gestellt. Untersuchungen zeigen, dass diese erhöhten Anforderungen auf Praxisbetrieben jedoch erfüllt werden können.

Jungebermast wird in Europa derzeit vor allem in Ländern mit niedrigeren Schlachtgewichten von etwa 70 kg praktiziert. In Deutschland werden mittlere Schlachtgewichte von 90 kg und mehr erzielt, mit steigender Tendenz. Mit steigendem Gewicht erhöht sich auch der Anteil der Eber mit Ebergeruch im Fleisch.

Testbild

Neben dem Schlachtgewicht haben die Genetik, die Zusammensetzung der Mastgruppen, die Fütterung sowie die Sauberkeit der Bucht Auswirkungen auf den Androstenon- und Skatolgehalt. Bei Verwendung von Ebern für die Fleischproduktion muss zusätzlich eine schnelle und verlässliche Kontrolle an der Schlachtlinie erfolgen, um geruchbelastetes Fleisch aussortieren zu können. Dies muss dann in einer separaten Verarbeitungskette z. B. in Wurstwaren verwendet werden.

Um das Problem mit dem geruchsbelasteten Eberfleisch zu lösen, wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Verbundprojekt zur Identifikation und Reduktion von Ebergeruch "Strat-E-Ger" gefördert. Mit einer neuartigen Zuchtmethode und einer Analyse des Erbmaterials wurden jene Tiere identifiziert, die eine hohe Skatol- und Androstenonkonzentration im Fleisch aufwiesen. Mit Hilfe dieser so genannten "Genomischen Selektion" konnten dann nur diejenigen Tiere zur Zucht verwendet oder verarbeitet werden, die eine DNA-Variante aufwiesen, die keine Geruchs- oder Geschmacksbeeinträchtigungen hervorrief.

Neben dem züchterischen Ansatz wurde ein neues Verfahren der so genannten "humansensorischen Beurteilung" von Geruchsabweichungen entwickelt und optimiert. Hierfür werden Prüfer speziell ausgewählt und geschult, so dass sie in der Lage sind, geruchsbelastetes Fleisch nach der Schlachtung objektiv und standardisiert zu identifizieren. Im Schlachtprozess werden so allen Tierkörpern Geruchsnoten vergeben. Die menschliche Nase wurde somit als zusätzliche Kontrollinstanz in den Schlachtbetrieb integriert.