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Einblicke in das Projekt NahWertVoll - Interview mit Michaela Haack

Die gesunde Ernährung durch biologische und regionale Vielfalt stärken: Mit dem Projekt „NahWertVoll“ will das Studentenwerk Frankfurt (Oder) in Kooperation mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) eine Vorbildfunktion für alle Mensen Deutschlands ausfüllen. Wir haben nachgefragt, wie genau diese ehrgeizigen Ziele erreicht werden sollen – und welche Herausforderungen dabei auftreten!

 

Bild: privat

Interviewpartnerin Michaela Haack (HNEE), begleitet das Projekt wissenschaftlich und unterstützt den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten für die Erhöhung des Bio-Anteils in den Mensen.

Was macht das Projekt „NahWertVoll“?

Das Studentenwerk Frankfurt (Oder) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und hat den Auftrag, Studierende zu unterstützen. Das heißt, dass das Studentenwerk neben beispielsweise Wohnheim- und Beratungsleistungen auch den Versorgungsauftrag über die Hochschulgastronomie innehat. Studierende sollen mit preiswerten und gesunden Mahlzeiten versorgt werden. Das Studentenwerk hat in den letzten Jahren schon so einige Anstrengungen unternommen, um das Angebot nachhaltiger zu gestalten – und setzt genau hier an.

In drei Punkten: Was will das Studentenwerk Frankfurt (Oder) neu denken?

Zum einen soll ein noch stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit und gesundheitliche Aspekte gelegt werden. Das heißt: mehr Gemüse, mehr Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte – und weniger Schnitzel mit Pommes.

Der zweite Punkt ist der Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten für Bioprodukte. Das Studentenwerk arbeitet momentan mit einem Bioanteil von 13 %. Wir wollen das jetzt nochmal deutlich steigern – auf 30 % – und uns dabei auf folgende Fragestellungen konzentrieren: Welche Produktgruppen sind eigentlich regional verfügbar? Wie können wir diesen Bioanteil mit regionalen Produkten steigern?

Und der dritte Punkt: unsere Vorbildfunktion. Das Studentenwerk will zeigen, dass es möglich ist, eine gesunde Ernährung zu fördern und gleichzeitig als Gemeinschaftsverpflegungseinrichtung dem eigenen Einfluss auf die Förderung von regionalen Wertschöpfungsketten gerecht zu werden.

Mit welchen Schwerpunkten sind welche Akteure beteiligt?

Wir sind ein relativ kleines Verbundprojekt mit nur zwei Partnern: Einmal das Studentenwerk Frankfurt (Oder) natürlich und dann auch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit anderen Akteuren in der Modellregion zusammen, wie bspw. der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung, der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau und der Kantine Zukunft Brandenburg.

Das Studentenwerk führt nicht nur die Projektkoordination durch, sondern ist auch dafür verantwortlich, die entwickelten Maßnahmen in den Mensen umzusetzen. Aber auch die ganze Vernetzung, also der Aufbau von Kooperationsstrukturen mit Akteuren in der Modellregion, fällt in diesen Bereich.

Die Hochschule begleitet das Projekt wissenschaftlich. Das bedeutet, sie überprüft und bewertet regelmäßig die Fortschritte und Ergebnisse des Projekts und hilft somit dem Studentenwerk bei der Umsetzung seiner Ziele. Durch die besondere Expertise im Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten wird sie hier ebenfalls unterstützen. Es sollen Kooperationen mit Landwirtschaftsbetrieben aufgebaut werden, die dann für Großabnehmer wie das Studentenwerk tatsächlich geeignet sind.

Was sind die größten Herausforderungen für das Projekt?

Das sind unter anderem die Essgewohnheiten der Studierenden – aber auch der vielen Mitarbeiter*innen der Hochschulen sowie externen Gäste. Viele bevorzugen beispielsweise frittierte Speisen, salzhaltige Snacks und täglich Fleischgerichte. Damit verbunden sind die Fragen: Wie kann es uns gelingen, eine Akzeptanz für neue Verpflegungsangebote zu schaffen? Und wie können regionale Wertschöpfungsketten mit Bio-Lebensmitteln gut aufgebaut bzw. kombiniert werden? Wie können wir das auch vergaberechtlich umsetzen? Es gilt, am Ende einen guten Ansatz zu finden, damit das alles auch verstetigt werden kann.

Welche konkreten Schritte folgen als Nächstes?

Wir fangen im Herbst an – und zwar ganz klassisch mit einer Potenzialanalyse: Wir schauen uns die Speisepläne an und finden heraus, welche Lebensmittel eigentlich bei uns in der Region in Bio-Qualität verfügbar sind. Wir führen Gästebefragungen durch und schauen vor Ort in den Mensen, was genau Lebensmittelabfälle verursacht. Darauf aufbauend werden wir im nächsten Schritt ein Konzept entwickeln, wie die Förderziele in den Mensen umgesetzt werden können. Parallel dazu wird sehr wichtig, die Küchenmitarbeiter*innen auch wirklich in diesen Veränderungsprozess mitzunehmen. Dazu wird es Schulungen und Fortbildungsangebote geben. Spätestens ab Herbst nächsten Jahres wollen wir dann ganz gezielt die entwickelten Maßnahmen in den Mensen umsetzen, evaluieren und optimieren.

Wie soll das Modell für andere Regionen umsetzbar werden?

Das geschieht in erster Linie über einen bundesweiten Austausch mit den anderen Studentenwerken. Das Studentenwerk Frankfurt (Oder) ist eines von insgesamt 57 Studentenwerken in Deutschland. Mit über 900 Mensen und Cafeterien ist daher ein Riesenpotenzial vorhanden, um die Ansätze, die bei uns in der Modellregion funktionieren, auch auf andere Studentenwerke und andere Regionen zu übertragen.